In der Stille gehen – Der Brief eines Menschen, der müde geworden ist
- Bianca Trommer
- vor 5 Tagen
- 3 Min. Lesezeit

Es gibt Momente im Leben, in denen man einfach verschwindet. Nicht körperlich. Aber innerlich. Leise. Stück für Stück.
Ein Brief, der nie abgeschickt wurde. Vielleicht aber gelesen werden muss.
„Ich weiß nicht mehr, wann es anfing. Wann sich dieses Gefühl breitgemacht hat. Dieses Gefühl, nicht mehr genug zu sein. Nicht mehr die Kraft zu haben. Nicht mehr die Frau, die Mutter, die Ehefrau zu sein, die ich einmal sein wollte.“
Ich sitze hier. 49 Jahre alt. Und ich bin erschöpft. Nicht einfach müde. Sondern ausgelaugt. energielos. Die Tage fühlen sich schwer an. So schwer, dass ich kaum mehr atmen kann.
Ich habe immer gedacht, dass es sich lohnt, alles zu geben. Für die Familie. Für die Kinder. Für die Liebe. Ich wollte es besser machen als meine Mutter. Mehr zuhören. Mehr da sein. Liebe geben. Etwas bieten. Nicht egoistisch sein. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier – und frage mich: Wann habe ich aufgehört, mich selbst zu sehen?
Ich war einmal voller Träume. Und schön – ja, schön war ich auch. Aber ich habe es nie gespürt. Ich hatte keine Zeit, keine Erlaubnis, das zu fühlen.
Ich war damit beschäftigt, zu funktionieren. Stark zu sein. Für alle. Aber niemand hat gefragt, wie es mir geht. Und heute? Heute falle ich leise auseinander.
„Manchmal denke ich: Wenn ich einfach verschwinden würde … würden sie mich vermissen? Oder wäre das Leben für sie leichter, ohne mich?“
Ich weiß, wie hart das klingt. Aber das hier ist kein Hilferuf. Es ist ein Versuch, meine Gedanken zu sortieren. Ich fühle mich wie ein Haus, das einmal voller Leben war –mit Lachen, Chaos, Tränen, Liebe. Ein Haus, das man jetzt abreißt, um Platz zu machen für etwas Neues. Und keiner fragt nach den Erinnerungen in den Wänden.
„Ich wollte eine Familie, in der man sich unterstützt. Stattdessen habe ich das Gefühl, Ballast zu sein.“
Jeder meckert. Jeder belehrt. Jeder sagt, ich denke falsch. Aber: Wie kann ein Gedanke falsch sein, wenn er so weh tut?
Ich habe so viel gegeben. Aber ich weiß nicht mehr, wofür. Wenn ich heute leise gehe –wer würde es überhaupt merken?
Und doch … schreibe ich diesen Brief.
Vielleicht, weil da irgendwo noch ein letzter, flackernder Funke in mir ist. Ein winziges Licht, das sich weigert, ganz zu erlöschen. Vielleicht ist es die Erinnerung daran, wer ich einmal war –bevor ich mich in all den Rollen verloren habe. Bevor ich mich selbst vergessen habe.
Ich habe so oft geschwiegen. Gefühlt, dass ich nicht gehört werde. Dass meine Gedanken nicht zählen, meine Gefühle nicht wichtig sind. Aber heute schreibe ich. Und das bedeutet: Ich bin noch da.
Vielleicht muss ich gar nicht „weggehen“, sondern mich neu zurückholen. Nicht für andere. Sondern für mich.
Vielleicht bedeutet in der Stille gehen nicht, zu verschwinden –sondern innezuhalten. Tief durchzuatmen. Die Tränen zuzulassen. Die Wunden anzuschauen, die lange verdeckt waren. Vielleicht bedeutet es, sich zu fragen:
Wer bin ich – jenseits von Mutter, Ehefrau, Tochter?Was brauche ich – jetzt, heute, in diesem Moment?
Und dann ganz leise zu sagen:
„Ich bin genug. Genau so, wie ich bin.“
Es wird ein leiser Weg. Ein zarter, vorsichtiger Neubeginn. Ein Sich-selbst-wieder-entdecken, nach all den Jahren des Funktionierens.
Vielleicht wird es Tage geben, an denen ich wieder vergesse, wie wertvoll ich bin. Aber ich werde lernen, mich selbst daran zu erinnern. Nicht durch die Anerkennung von außen, sondern durch die leise, starke Stimme in mir.
An dich, die du das hier gerade liest:
Wenn du dich in diesen Worten wiederfindest –dann atme jetzt einmal ganz tief ein. Und aus. Und erinnere dich: Du bist nicht falsch. Du bist nicht schwach. Du bist nicht allein.
Deine Erschöpfung ist kein Zeichen von Versagen. Sie ist ein Ruf deiner Seele: Endlich gesehen zu werden.
Vielleicht ist heute der Tag, an dem du aufhörst, dich selbst zu übergehen.Und anfängst, dich selbst wieder zu wählen.
Still. Sanft. Aber ganz bewusst. Denn du bist mehr als das, was du tust. Du bist ein Mensch. Ein wundervoller Mensch.
Und du darfst bleiben. Du darfst heilen. Du darfst anfangen. Für dich.
✨ Wenn dich dieser Text berührt hat und du spürst, dass du selbst an einem Wendepunkt stehst: Du musst diesen Weg nicht allein gehen.Ich begleite Frauen dabei, sich selbst wiederzufinden – nach Jahren des Funktionierens, des Verzichts, des inneren Alleinseins.
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transformyourmind.ch @transformyourmind_official
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